Parke nicht auf Gehwegen

Kulturkampf ums Auto abstellen

Ein (kleiner) Blick auf die Situation an der Hittorfstraße. Gehwege zu Parkplätzen? Davon haben wir in Münster genug!

„Anwohner-Vorschlag: Parkflächen teilweise auf Gehweg verlegen“ titelte die WN (€) am 16.07.2020 und die CDU Ratsfraktion Münster findet, „ein 1,5 Meter breiter Fußweg“ reiche aus. Warum? Aufgrund der Flächenneuverteilung zugunsten Radfahrender auf der Fahrradstraße Hittorfstraße in Münster sollen einseitig Parkplätze entfallen – 35 an der Zahl.

Erinnern wir an den – absolut minimalen – Platzbedarf zu Fuß Gehender:

„Das Grundmaß für den „Verkehrsraum“ des Fußverkehrs […] beträgt daher 1,80 Meter. Es ist um je einen seitlichen Sicherheitsraum von 0,50 Metern Abstand zu einer Fahrbahn oder einem Längs-Parkstreifen und 0,20 Meter Abstand zu einer Einfriedung oder einem Gebäude zu ergänzen. Dadurch ergibt sich […] die absolute Mindestbreite für Seitenraum-Gehwege von 2,50 Metern“.
https://www.geh-recht.de/gehwege

Weiter heißt es, bei „Wohnwegen mit offenen bzw. niedrigen Einfriedungen“ können kleinere Gehwegbreiten von 2,10 Metern angesetzt werden. Um dieses Mindestmaß zu erreichen, ist „auf Flächen für ruhenden […] Verkehr“ zu verzichten, auch ist die „Umstellung auf Einrichtungsverkehr“ zu erwägen.

Nun, auf die Flächen für den ruhenden Verkehr mag die CDU nicht verzichten, schlägt jedoch vor: „Geprüft werden soll auch, ob die Einrichtung einer Einbahnstraße für den Kfz-Verkehr […] möglich ist“ und „ob eine Anwohnerparkzone im Viertel um die Hittorfstraße eingerichtet werden kann, um den Parkdruck der Universitätsnähe zu vermindern“. Den Vorschlag „Parkraummanagement“ können wir positiv unterstützen.

Einen Tag später, am 17.07.2020, titelt die WN, die „Fahrradstraßen-Akzeptanz ist gefährdet“ und bezieht sich auf die Aussage von Michael Jung (SPD). Dieser sieht die „Gefahr, die Akzeptanz der gesamten Verkehrsmaßnahme zu gefährden“ und erzählt als Fallbeispiel „von einer Praxis für Krankengymnastik, deren Inhaberin sich durch den Wegfall der Parkplätze in ihrer beruflichen Existenz bedroht fühle“. So kennen wohl viele eine „Geschichte“ um zu verhindern, was sie nicht wollen und zu unterstützen, was in ihren Augen Wählerstimmen bringt. Wenn sie sich da mal nicht täuschen und die vielen Menschen, die sich eine Verkehrs- und Mobilitätswende wünschen, enttäuschen.

So titelt DER SPIEGEL (€) am 03.07.2020 „Ein revolutionärer Plan für Paris“ und @autofreieKieze kommentiert auf Twitter: „Die Bürgermeisterin von Paris baut die Stadt um, schmeißt voelerorts die Autos raus und lässt sich nicht von ewig gestrigen Mobilitätswendeverweigerern aufhalten.“. Das wünschen wir uns auch in und für Münster von einem künftigen Bürgermeister (m, weil leider keine Kandidatin in Sicht ist).

Um zu erfahren, wie die einzelnen Parteien in Münster zum Fußverkehr stehen haben wir ihnen im Vorfeld zur Wahl einige Fragen zugesandt. Diese und die Antworten im Parteien-Check.