Stadtspaziergang Hammer Straße mit Josefine Paul (MdL) und Maria Klein-Schmeink (MdB)

Ein Beitrag von FUSS e.V. Mitglied Ralph Klom

Am 22.07.2021 hatte unsere Ortsgruppe Besuch: Aus dem Deutschen Bundestag Maria Klein-Schmeink MdB und aus dem Landtag NRW Josefine Paul MdL. Beide Abgeordnetinnen aus der Partei DIE GRÜNEN wollten bei einem gemeinsamen Spaziergang durch Münsters Innenstadt die Sicht von FUSS e.V. auf die Qualität des Fußverkehrs kennenlernen. Klar, dass wir dazu nicht den Prinzipalmarkt gewählt haben, sondern eine Straße quer durch das ehemalige Arbeitermilieu des Südviertels, die Hammer Straße.

Wir begannen um Punkt 18:00 Uhr den Rundgang vor dem Stadthaus II am Ludgeriplatz. Thorsten begrüßte die kleine Gruppe aus FÜSSlern und weiteren Mitgliedern der GRÜNEN in Münster, die sich über den Besuch ihrer Abgeordnetinnen sichtlich freuten. Obwohl der Feierabendverkehr auf Münsters Drehscheibe des motorisierten Verkehrs schon abgeflaut war, konnte die kurze Vorstellungsrunde nur mit kräftigen Stimmen durchgeführt werden.

Dann ging es über den Zebrastreifen der Hammer Straße, bei dem – in Münster eher die Ausnahme – die Fahrbahnmarkierung sogar auch die beidseitigen Radwege erfasste. Auf einem zunächst ausreichend breiten Gehweg zeigte sich die Hammer Straße mit ihren prächtigen Bäumen zunächst von ihrer guten Seite, die Straße hat – jedenfalls bis zur Einmündung der Geiststraße – das Potenzial zu einer Flaniermeile mit Geschäften, deren Schaufenster zum Verweilen einladen und viel Gastronomie mit Außenplätzen. Ein an sich perfekter „Broadway“ und mit mehreren Supermärkten auch Nahversorger für die Anwohner des Südviertels, des Antoniusviertels und des Geistviertels. Alles in 15 Minuten ohne Auto erreichbar. Und trotzdem braust der Verkehr durch die Hammer Straße, wie früher, als sie noch Bundesstraße war. Überwiegend Durchgangsverkehr, ohne positive Relevanz für Anwohnende und Kaufleute.

Die Breite des Fußweges lädt natürlich dazu ein, die reichlich vorhandenen Fahrräder abzustellen, was allerdings das Flanieren erschwert. Es wäre einfach klüger, die Räder als Bestandteil des rollenden Verkehrs an den Fahrbahnrändern zu parken, wo die Parkbuchten jedoch für den motorisierten Parkverkehr reserviert sind. Tagsüber immerhin bewirtschaftet mittels Parkscheinautomaten, zum Nachteil der Gehwege in den Nebenstraßen, auf denen viele – nicht nur auswärtige – Fahrzeuge stehen. Leider stehen auch die Lärmemissionen des Autoverkehrs einem erholsamen Flanieren entgegen. Das merken wir zunehmend bei dem Versuch, allen Teilnehmern unserer kleinen Gruppe erklärende Hinweise zu geben. An den Bushaltestellen wird deutlich wie hilfreich es wäre, wenn die Radfahrenden hinter den Bussen warten oder links an ihnen vorbeifahren würden. Das Ein- und insbesondere Aussteigen würde viel von seinem Schrecken verlieren.

In den Seitenstraßen wird es für zu Fuß Gehende dann sehr eng. Auf den sehr schmalen Gehwegen teilen sie sich den knappen Platz mit Mülltonnen und abgestellten Fahrrädern. Manchmal stehen auch Blumenkübel im Weg, die in dem verständlichen Bemühen aufgestellt wurden, Gehwegparken von PKW zu verhindern. Womit wir beim eigentlichen Thema sind: In Münster ist das Gehwegparken eine Unsitte, die nur selten geahndet wird. Fußgehende haben nach vielfacher Ansicht genug Platz, wenn sie die ihnen verbleibenden Lücken im Gänsemarsch bewältigen, bei Gegenverkehr höflich aufeinander warten oder in die Fahrbahn ausweichen. Hier wurde bei den Teilnehmenden der Ruf nach Shared Spaces/Begegnungszonen und einer Reduktion des Parkens auf der Straße und der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von Tempo 20 in Nebenstraßen laut, um die Straßen insbesondere auch für Kinder, Kinderwagen und Personen mit Seh- und Bewegungseinschränkungen attraktiver zu gestalten und zu beleben.

Zurück auf der Hammer Straße erlebten wird dann an der Baustelle Ecke Burgstraße einen Schildbürgerstreich des Tiefbauamtes. In dem Bestreben, den motorisierten Verkehr fließend zu erhalten – was jedenfalls bezüglich der Linienbusse ehrenhaft ist – wurden Radfahrende zu den Fußgehende auf den Gehweg gezwungen und engstem Raum zusammengezwängt. Das führte zu laufenden Konflikten, die mal mehr – mal weniger freundlich gelöst wurden. Wie einfach wäre es gewesen, den Radverkehr links an der Baustelle vorbei in den munter fließenden Autoverkehr umzuleiten und diesen zu ihrer Sicherheit auf Tempo 30 zu reduzieren.

Sitzgelegenheiten für Flanierende bietet die Hammer Straße reichlich, allerdings gehören sie gastronomischen Betrieben, die dafür Umsätze erwarten dürfen, die nicht alle zu erbringen willens oder in der Lage sind. Da wurde seitens unserer Gäste auch die Frage nach öffentlichen Toiletten gestellt, woraus sich eine rege Diskussion entwickelte. Ein probates Mittel schien uns im Ergebnis zu sein, dass die Stadt Abkommen mit Gastronomen trifft, die bereit sind, gegen einen vertretbaren Obolus die Nutzung ihrer Toiletten auch für Nichtgäste zuzulassen und dies mit einem kleinen Plakat am Eingang kundtun.

Ein Schlenker zur Geiststraße machte uns zunächst auf neu installierte Fahrradbügel aufmerksam, die auf den Gehwegen quer zur Laufrichtung montiert waren. Platz dafür war zwar vorhanden – allerdings auch in den Park(!)buchten der Geiststraße. Gemeinsam stellten wir jedenfalls fest, dass die Radstellplätze für Lastenräder mit Überlänge wie für Räder mit Kinder- oder Lastenanhänger unbrauchbar sind, weil dadurch der Gehweg komplett blockiert wäre. Etwas intelligenter erschienen da ein Stück weiter diagonal zum Gehweg angebrachte Bügel.

Am Geistmarkt legten wir eine kleine Ruhepause ein, die Thorsten mit kühlen Getränken auf seinem Lastenrad bestens vorbereitet hatte. Der Begriff Geistmarkt ist allerdings euphemistisch, denn Marktplatz darf der schön gelegene Platz nur zweimal wöchentlich für ein paar Stunden sein. Sonst ist er ein schnöder geteerter Parkplatz, der nur durch die Pflicht zur Parkscheibe daran hindert als Dauerstellplatz missbraucht zu werden. Es ließen sich menschengerechtere Nutzungsmöglichkeiten denken, womöglich mit ein paar schattenspendenden Bäumen.

Gerade fertiggestellt: Der neu gestaltete Radweg vor der Ladenzeile am Geistmarkt. Jetzt rot gepflastert ehemalige Parkbuchten. Zuvor fuhr der Radverkehr in beiden Richtungen direkt vor den Läden vorbei. Die Aufenthaltsqualität wurde deutlich erhöht. Schön auch die geschaffene Sitzgelegenheit unter den Bäumen.

Auf dem Rückweg über die Hammer Straße „bewunderten“ wir eine Bushaltestelle (Alter Schützenhoff stadtauswärts), die in Verbindung mit abgestellten Rädern nur einen sehr schmalen Durchgang für Fußgehende zuließ. Das wäre auch anders gegangen, wenn man die Haltestelle etwas mehr in den an dieser Stelle mehrspurigen Straßenraum verlegt hätte.

Insgesamt bestätigte sich allseits der Eindruck, dass die Straße mitsamt ihren Geschäften und Wohnungen – aber auch für Fußgehende und Radfahrende – zu einer Toplage aufgewertet werden könnte, wenn man den motorisierten Individualverkehr auf ein verträgliches Maß zurückdrängen würde. Besonders für die Gewerbetreibenden würde sich das auch finanziell lohnen. Leider überschätzen Händler Rolle des Autos jedoch meist und wehren sich zu ihrem eigenen Schaden gegen eine Aufwertung ihrer Lage.

Pünktlich um 20:00 Uhr erreichten wir den Ausgangspunkt unseres Rundganges und bedankten uns bei allen für ihr wohlwollendes und auch fachkundiges Interesse sowie ihr Durchhaltevermögen. Vielleicht wird man sich eines Tages an derselben Stelle wiedersehen, um die Fortschritte bei der Verkehrswende der Stadt Münster bewundern zu können.